28. Martinsplatz
Der Martinsplatz war das Zentrum der bürgerlichen Stadt.

Von hier aus wurde die Stadt, seit Einrichtung einer Selbstverwaltung 1277, regiert. Bis in das 18. Jh. sollten Trillhaus, Pranger und Halseisen die städtische Ordnung durch Abschreckung sichern. Die Fleischbank dient der Kontrolle der angebotenen Ware.
Ende Dezember fand der jährliche Johannesmarkt statt, der bis zum Zweiten Weltkrieg auch ein Gesindemarkt war.

Das Rathaus links vor uns wurde 1575-1583 im Renaissancestil errichtet. Nach der Brandschatzung der Stadt durch Soldaten Ludwig XIV. 1689 erfolgte der Wiederaufbau 1699-1700. Auf dem Giebel stehen die Figuren der Justitia und der Veritas (Prudentia?). Von 1879 bis 1966 diente das Gebäude als Amtsgericht, seit 1998 wieder als Rathaus.
Wir blicken von unserem Standort, am Rathaus vorbei, auf die Vorhalle der Stiftskirche. Dem Rathaus gegenüber befand sich die St. Michaels-Kapelle. Rathaus und Kapelle waren durch einen Torbogen verbunden, so wurde die Grenze zwischen stiftischer Immunität und städtischem Rechtsbereich markiert. Den Ansatz des Torbogens sehen wir noch an der Seite des Rathauses.
Nach links blicken wir in die Untertorstraße, nach rechts in die Obertorstraße. Die beiden Straßen bilden die Hauptachse der Stadt. Sie endeten in den Stadttoren,


die nach langem Verfall 1822 abgerissen wurden. Bis 1794, unter den Trierer Kurfürsten, war Münstermaifeld ein Oberamt.

In französischer Zeit, 1794-1814, wurde Münstermaifeld Mairie und Vorort eines Kantons. Seit 1815 zu Preußen gehörig wurde das Amt Münstermaifeld eingerichtet. Über die Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus hinweg blieb Münstermaifeld bis 1970 als Amt für die Verwaltung der umliegenden Gemeinden zuständig.
Glossar
Trillhaus
Das Drehhäuschen war ein geschlossener Käfig, der von außen in Rotation versetzt werden konnte. Der Gerichtsdiener oder Passanten konnten den Bestraften durch Drehen des Käfigs weiter peinigen. Das Trillhaus diente zur Bestrafung leichter Vergehen und sollte mit der Zurschaustellung Schande über die Übeltäter bringen. Auch in erster Linie mit Schande war die Verurteilung zum Pranger verbunden. Es ging um Demütigen und Bloßstellen. Der Pranger diente der Stadt auch als äußeres Zeichen ihrer Gerichtshoheit. Auf dem Martinsplatz wurde 1721 ein neuer Pranger aufgestellt, der die Form einer Lavasäule hatte. Oben war eine Wetterfahne, an dem unteren Teil waren drei Halseisen befestigt. Der Pranger wurde 1798 entfernt, das Drillhaus war schon 1777 abgerissen worden.
Gesindemarkt
Knechte und Mägde vom Hunsrück und der Eifel standen auf dem Martinsplatz, am "Eck" und suchten sich für das nächste Arbeitsjahr zu "verdingen". Mit Handschlag besiegelte man den Vertrag. Danach gab es das Handgeld. Arbeitsbeginn war am 2. Februar, Mariä Lichtmess. Das Gesinde erhielt Kost und Logis und eine Einkleidung. Nach dem ersten Weltkrieg blieb der Name Gesindemarkt im Marktkalender, aber es gab kein Verdingen mehr. Münstermaifeld als Zentrum des agrarischen Gunstraumes Maifeld hatte eine dichte Abfolge von Märkten: Schweine-und Ferkelmarkt, Krammarkt, Rindvieh-Schafmarkt und als größten Markt den Kirmesmarkt.
Michaelskapelle
Diese Kapelle gegenüber dem Rathaus bestand seit dem 13. Jh. Es war die Kapelle der Michaelsbruderschaft, der ältesten Bruderschaft der Stadt. Die Bruderschaft hat sich besonders in der Armenfürsorge engagiert. Für das eigene Begräbnis sollte ein Bruder ein Pferd, eine Kuh, ein Gewandt oder wenigstens eine kleine Geldsumme geben. Die Kapelle konnte über einen gedeckten Gang vom Rathaus aus erreicht werden. Nach dem Brand des Gebäudes 1770 wurden die Kapelle und das Beinhaus darunter abgerissen.