21. Lauffenburg
Erste Nennung 1343
Der Turm, auch Eulenturm genannt, ist der einzige vollständig erhaltene Turm der Stadtbefestigung. Strittig ist sein Alter. Eine erste Erwähnung unter diesem Namen findet er 1343. Naheliegend ist die Annahme, dass er als Teil der im 13./14. Jh. errichteten Stadtbefestigung gebaut wurde. Eine andere Überlegung geht von dem Namen aus. Er könnte auf den Erzbischof Bruno von Bretten und Lauffen (1102-1124) verweisen, der 1103 die romanische Vorgängerkirche geweiht hatte. In der wechselvollen Geschichte der Lauffenburg bleibt die Verwendung als Gefängnis-und Folterturm im 17. Jh. in trauriger Erinnerung. Hier wurden 26 der Hexerei angeklagte Männer und Frauen verhört und gefoltert. 1981-1982 wurde der Turm restauriert und als Turmmuseum eingerichtet.
Die Lauffenburg, der neben der Stiftskirche die Silhouette der Stadt bestimmende Bau, birgt manches Geheimnis.
Die Namen, die der Turm über die Zeit seines Bestehens trägt, verraten vieles von seinen Bestimmungen. Eulenturm, Pulverturm, Wachturm, Gefängnisturm, Wehrturm.
Umstritten ist die Bauzeit des Turmes. Denn der Name des Turmes führt uns zu dem Erzbischof Bruno von Bretten und Lauffen (1102-1124), der im Jahre 1103 die romanische Vorgängerkirche des Stiftes geweiht hatte. Auffällig ist auch der zweite Namensteil "burg" nicht "turm". Auch der Wohnturm in der Bornstraße wird als Schönecker-Burg überliefert. Es könnte sich demnach bei dem Turm um den erhaltenen Teil einer unter Bischof Bruno gebauten wehrhaften Anlage handeln.
Da der Turm schon 1343 zum ersten Mal genannt wurde, können wir aber sicher sein, dass der von Büchel 1816 als Namenspatron angenommene Balthasar "Laufenburg", der im 15. Jh. als Gefangener in der Lauffenburg einsaß, nicht in Frage kommt.
Unabhängig von der Frage, wann der Turm gebaut wurde, kennen wir seit der Restaurierung der Lauffenburg 1981-1982 den inneren Aufbau der Anlage.
Der Aufstieg über die spiralförmige Treppe lohnt sich. In den einzelnen Stockwerken gibt es hilfreiche Erläuterungen, und vom neu aufgesetzten Dachgeschoß bietet sich ein eindrucksvoller Blick über die Stadt. Aus der Geschichte dieses Turmes ragt als besonders trauriges Kapitel die Zeit der Hexen- und Hexerverfolgungen heraus.
Das Schicksal von 26 namentlich bekannten Opfern, die in der Lauffenburg im 17. Jh. festgehalten und gefoltert wurden, ist in der Ausstellung im Turm dokumentiert. Zur Stadtseite hin, so berichtet unser Chronist, hatte der Turm sechs steinerne Schnappgalgen, war demnach auch Schauplatz von Hinrichtungen. Der letzte Gefangene, der zum Tode verurteilt, 1761 in dem Turm auf die Vollstreckung des Urteils wartete, war Peter Frank. Er wurde mit dem Schwert gerichtet. Der Scharfrichter Peter Wüst hatte bei der Hinrichtung das Schwert so schlecht geführt, dass er die Stadt in Schande verlassen musste.
In diesem Randbereich der Stadt hatte, an den Turm angelehnt, der letzte Scharfrichter der Stadt sein kleines Haus. Er hatte sich als Abdecker mit dem Verkauf von Pferdehäuten das Geld zum Bau des Hauses verdient.
Glossar
Abdecker
Berufsbezeichnung für die Tätigkeit der Verwertung und Beseitigung von Tierkadavern. Eine andere Bezeichnung war Wasenmeister. Der Wasen war der Rasen, der über den Kadaver gedeckt wurde. Das Amt des Scharfrichters und des Abdeckers waren oft miteinander verbunden. Sie galten als unehrliche Berufe. Unehrlich hieß nicht betrügerisch, sondern nicht ehrenwert im Sinne der ständischen Ordnung. Der Scharfrichter, auch für die Tortur zuständig, kannte die menschliche Anatomie und trat mit diesen Kenntnissen auch als Heilkundiger auf. Die Tätigkeit wurde oft in den Familien vererbt. So gab es in Münstermaifeld die Familie Wüst, die über 100 Jahre (1650-1750) diese Tätigkeiten ausübte. Der vorletzte Scharfrichter dieser Familie Johann Peter Wüst musste die Stadt in Schimpf und Schande verlassen, da er 1761 bei der Hinrichtung des Peter Frank schlechte Arbeit mit dem Schwert geleistet hatte.
Balduin
Erzbischof und Kurfürst von Trier (1307-1354). Balduin aus dem Hause Luxemburg, Bruder des deutschen Königs und römischen Kaisers Heinrich VII. (1308-1313), war einer der einflussreichsten Reichsfürsten in der ersten Hälfte des 14. Jh. In seiner Regierungszeit wurde Münstermaifeld ein wichtiger Stützpunkt für die Territorialpolitik des Trierer Erzbischofs. So war die Vollendung des Baues der Stiftskirche auch eine Demonstration der Trierer Präsenz gegenüber dem benachbarten Kurfürstentum Köln. Die Verstärkung der Stadtbefestigung bestätigte die Bedeutung des Amtes Münstermaifeld für die Sicherung der Herrschaft des Erzbischofs. Die Durchsetzung des Landfriedens schützte die städtische Entwicklung gegen Übergriffe des Adels.
Bruno von Bretten und Lauffen
Erzbischof von Trier 1102-1124. Er weihte 1103 die romanische, zweite Kirche des Stiftes ein. Im Investiturstreit diente er den Kaisern Heinrich IV. und Heinrich V. mit diplomatischen Missionen in den Verhandlungen mit dem Papst.
Arnold II. von Isenburg
Erzbischof von Trier 1242-1259. Er ließ die Stadtmauer mit Ober-und Untertor errichten. Offensichtlich war die Folge verstärkter Aufwendungen für Befestigungsbauten, nicht nur in Münstermaifeld, ein Stillstand bei dem Bau der neuen Stiftskirche.
Vogtei
Der Vogt, hergeleitet von advocatus, gab den Ständen, die sich nicht selbst verteidigen konnten oder durften, den nötigen Schutz. Dazu gehörte lange Zeit die Geistlichkeit. Für sie galt auch das Gebot "ecclesiam non sitit sanguinem", das heißt, kirchliche Institutionen durften keine Todes-und Leibesstrafen vollstrecken. Die Aufgabe, notfalls gewaltsamen Schutz zu gewähren, fiel daher dem Adel zu, dem Stand der "Krieger". Dieses Schutzrecht, das auch zum Aufbau und der Ausweitung eines eigenen Territoriums genutzt wurde, stand für Münstermaifeld bis 1285 zunächst den Pfalzgrafen bei Rhein, dann den Grafen von Virneburg zu. In diesem Jahr einigten sich der Erzbischof Heinrich II. von Finstingen und der Graf Heinrich von Virneburg auf einen Verzicht der Virneburger auf die Vogtei und das Befestigungsrecht in der Stadt gegen Zahlung von 200 Mark.
Büchel
Über das Leben des Johann Büchel V. (1754-1842) siehe Büchel-Haus. Er soll hier mit seinem Werk als Chronist vorgestellt werden. Er bekleidete die verschiedensten städtischen Ämter. Er war demnach bestens informiert und hatte Zugriff auf heute nicht mehr vorhandene Quellen, die bis ins 16. Jh. zurückreichen. In seiner Lebensbeschreibung, die er 1828 begonnen hatte, nennt er 58 Titel seiner Handschriften. Darunter sind die für die Erforschung der Geschichte Münstermaifelds und des Maifeldes unverzichtbaren 12 Chronik Bände. Sie wurden zwischen 1811 und 1828 geschrieben.