12. Wehrturm

Erbaut im 14. Jh.

Die Stadtmauer hatte sieben
Wehrtürme. 1822 rettete der
Umbau zum Wohnhaus den
Turm. Rekonstruktion 2008.

 

Die Stadtmauer, im 13. und 14. Jh. errichtet, war mit sieben Türmen bewehrt. Der neben der Lauffenburg einzige erhaltene Wehrturm verdankt sein Überleben dem 1822 begonnenen Umbau zu einem Wohnhaus. Der Halbturm war ursprünglich 20 m. hoch und mit einer Kanone bestückt. Die Unterhaltung der Stadtmauer kostete die Bürger viel Geld und wurde mit der Entwicklung der Kriegstechnik immer mehr als Last denn als Schutz angesehen. Erst mit ihrem Abbau seit Ende des 18. Jh. machte sich die Stadtmauer als Steinbruch wieder bezahlt.


bild1 300px 80



Der Turm, auch "Wahle Turm" genannt, wurde im 14. Jh. errichtet.

Wehrturm nach der Renovierung
Wehrturm nach der Renovierung
Wehrturm nach der Renovierung
Wehrturm nach der Renovierung

 

Er gehörte zu den 7 Wehrtürmen, war halb sechseckig und 20 m hoch.
Franz Wahl hatte den Turm 1822 zu einem Wohnhaus umgebaut und so einen Teilbestand gerettet. Die Stadtbefestigung wurde in 100 Jahren von den Erzbischöfen auf den Stand der Befestigungsarchitektur des 14/15. Jh. gebracht. Ein letzter Ausbau erfolgte 1424 unter Erzbischof Otto von Ziegenhain, der dafür die Stadt auf 50 Jahre von sämtlichen außerordentlichen Abgaben befreite. Trotz des Wandels in der Militärtechnik, insbesondere der Entwicklung der Artillerie, wurde sie auf diesem Stand belassen.

Lage des Wehrturmes, Stich von Merian, nach Braun Hogenberg, 1576
Lage des Wehrturmes, Stich von Merian, nach Braun & Hogenberg, 1646

 

So wundert es nicht, dass der militärische Nutzen der nur mit hohem Aufwand zu unterhaltenden Stadtbefestigung gering war. Die Stadt hatte aber nicht nur für die Befestigungswerke zu sorgen, sie musste auch den Einsatz ihrer Bürger im Kriegsfall vorbereiten und organisieren.

Wie dies in der Stadtverordnung von 1520 geregelt war, soll in Auszügen vorgestellt werden: Der Kriegsfall wurde vom Kurfürsten erklärt. Der Bürgermeister führte im Harnisch zu Pferde die Hälfte der wehrfähigen Bürger ins Feld. Das Stadtbanner und den Befehlshaberstab trug er mit sich. Mitgeführt wurden die Heerkisten auf Notwagen. Die Kisten unterschieden sich im Inhalt nach dem Rang der im Aufgebot Stehenden.
So hatten die Schöffen und der Bürgermeister eine eigene Zeltausrüstung und besonderen Proviant. Der Bürgermeister musste für die Zeit seines Ausrückens einen Schöffen bestimmen, der ihn vertrat. Die in der Stadt verbliebenen Schöffen, Bürger und Geistliche mussten Wachdienst leisten und alles tun, um die Stadt in sicherer Ordnung zu halten. Nach vierzehn Tagen wechselte die in der Stadt verbliebene Hälfte der Kriegspflichtigen ins Feld. Auch die zum Amtsbereich gehörigen Dörfer waren verpflichtet in den ihnen zugewiesenen Abschnitten der Stadt Nachtwache zu halten.
Jeden Abend wurde eine neue Losung ausgegeben. Wenn der Auszug länger dauerte und Wache in der Stadt zu halten war, konnten die Geistlichen gegen Bezahlung sich von je zwei Bürgern vertreten lassen. Auf den Stadttoren sollten nur Hauptleute das Kommando haben, die den Einsatz der Kanonen kannten. Jeder Bürger hatte seinen Platz auf der Mauer zu halten und durfte sich nicht entfernen. Der Bürgermeister hatte die Einsatzbereitschaft der Bürger für den Kriegsfall jährlich zu überprüfen. Harnisch und Waffen mussten bereitgehalten werden.

Mit der Restaurierung des Turmes ist die Vorstellung von der einst ummauerten Stadt etwas lebendiger geworden.