26. Schönecker Burg
Erbaut im 13. Jh.
Der Wohnturm war bis 1654
im Besitz der Erzbischöfe von
Trier. Der Name verweist auf
die Herren von Schöneck.
Dieser Wohnturm, auch "Alte Burg" genannt, wurde im 13./14. Jh. von den Erzbischöfen von Trier bei Aufenthalten in der Stadt benutzt. Der Wohnturm blieb bis 1654 im Eigentum der Erzbischöfe. Ungeklärt ist die Überlieferung des Namens "Schönecker Burg". Es kommen zwei verschiedene Adelsgeschlechter mit Namen "von Schöneck" in Frage. Das eine aus der Eifel, das andere vom Hunsrück. Beide Häuser standen in Diensten des Landesherrn.
Die "Schönecker Burg" ist in den Quellen als "Alte Burg" oder auch "bischöflicher Palast" fassbar. Der Chronist Büchel führte 1816 bisher nicht nachprüfbare Dokumente an, die alte Rechte der Herren von Schöneck an diesem Bau belegen sollen. Es ist zu vermuten, dass Büchel den Namen "Schönecker Burg" im Volksmund vorfand. Das Gebäude ist nach den Baumerkmalen und den im Schriftgut vorhandenen Hinweisen im 13. Jh. entstanden.
Der mächtige dreistöckige Steinbau war ein Wohnturm, der auch heute noch mit seiner Wehrhaftigkeit beeindruckt. Der Renaissance-Erker ist durch nachträgliche Veränderungen sehr vereinfacht worden. Bis ins 17. Jh. soll es auch noch einen Wehrgang gegeben haben.
Auf den Städteansichten von Braun-Hogenberg und Merian sehen wir die Freistellung gegenüber den anderen Gebäuden. Der Wohnturm war wahrscheinlich von einer parkartigen Anlage umgeben.
Auch die Frage nach der möglichen Beziehung der Herren von Schöneck zu dem Wohnturm ist noch unbeantwortet. Es gab zwei Familien von Schöneck. Die eine, von Büchel angeführte, hatte ihren Stammsitz in der Eifel über dem Tal der Nims bei Prüm, die andere hatte ihre Stammburg über dem Ehrbachtal im Hunsrück nahe Boppard. Nur für diese Schönecker lassen sich Verbindungen zu Münstermaifeld nachweisen. Sie waren im 14. Jh. als Kanoniker und Pröpste eng mit dem Stift verbunden. Ein Conrad von Schöneck, aus dem Hunsrücker Haus Schöneck, war 1306/07 Schultheiß in Münstermaifeld. Beide Adelsfamilien entstanden erst im 13. Jh., die Hunsrücker 1224, die Eifeler 1264. Es ist bekannt, dass die beiden Häuser oft verwechselt wurden.
Nach dem Verkauf des Wohnturmes 1654 durch den Erzbischof Kasper von der Leyen an den Kellner Johann von Ufflingen blieb das Haus bis zum Ende des Kurstaates von Amtsträgern bewohnt. Danach wurde es zu einem bürgerlichen Haus.
Glossar
Merian
Matthäus Merian der Ältere (1593-1650) war ein schweizerisch-deutscher Kupferstecher und Verleger aus einer Basler Familie. Sein Hauptwerk ist die Topographia Germaniae. Sie erschien seit 1642 und wurde auch nach seinem Tod fortgesetzt. Das Gesamtwerk enthält 2142 Einzelansichten von Städten, Burgen und Klöstern. Die Stadtansichten geben uns zuverlässige Informationen über die Straßenführung und Lage der Gebäude im 16/17. Jh. Merian konnte dabei auch für Münstermaifeld auf das ältere Werk von Frans Hogenberg (1535-1590) zurückgreifen, der in seinen Städteansichten "Civitates Orbis Terrarum" den Zustand der Städte vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges festhielt.
Lehen
Ein Lehen war ein Stück Land (mit Menschen und Gebäuden), ein politisches Amt, ein Recht (zu fischen, jagen, Steuern einzutreiben). Der Eigentümer (Lehnsherr) gab dieses Lehen unter der Bedingung gegenseitiger Treue in den, oft auch erblichen, Besitz des ihm zu Dienst verpflichteten Lehnsmannes.
Balduin
Erzbischof und Kurfürst von Trier (1307-1354). Balduin aus dem Hause Luxemburg, Bruder des deutschen Königs und römischen Kaisers Heinrich VII. (1308-1313), war einer der einflussreichsten Reichsfürsten in der ersten Hälfte des 14. Jh. In seiner Regierungszeit wurde Münstermaifeld ein wichtiger Stützpunkt für die Territorialpolitik des Trierer Erzbischofs. So war die Vollendung des Baues der Stiftskirche auch eine Demonstration der Trierer Präsenz gegenüber dem benachbarten Köln. Die Verstärkung der Stadtbefestigung bestätigte die Bedeutung des Amtes Münstermaifeld für die Sicherung der Herrschaft des Erzbischofs. Die Durchsetzung des Landfriedens schützte die städtische Entwicklung gegen Übergriffe des Adels.
Schönecker
Es gibt zwei Herrschaften Schöneck. Die einen die Eifeler Schönecker haben ihren Stammsitz über dem Tal der Nims bei Prüm. Diese Familie war als Zweig der Grafen von Vianden 1264 entstanden. Schon 1370 waren diese Schönecker im Mannesstamm erloschen. Ihr Erbe fiel 1440 an Kurtrier. Sie waren Ministeriale des Erzbischofs und Kurfürsten von Trier. Über die Grafen von Vianden waren sie auch mit dem Haus Luxemburg verbunden, aus dem der Erzbischof Balduin stammte. Seit 1270 waren sie Lehnsmänner der Grafen von Luxemburg. Gegen Gerard von Schöneck musste sich Balduin 1352/53 wegen Landfriedensbruch mit Gewalt durchsetzen. Die zweite Familie, Herren von Schöneck, hatte ihre Stammburg über dem Ehrbachtal bei Boppard. Sie waren 1224 als Zweig der Familie Bayer von Boppard entstanden. Sie waren sehr eng mit dem Stift verbunden. So war Philipp von Schöneck 1290/97-1300 Propst, auch sein Bruder Emmerich gehörte als Kanoniker 1312-1332 zum Stift und wurde 1333 Propst. Für Erzbischof Balduin übten sie zeitweise das Amt des Burggrafen auf Burg Thurant aus. Conrad von Schöneck war 1306/07 Schultheiß in der Stadt. Sie waren Reichsministeriale bis sie 1354 ihre Unabhängigkeit an Erzbischof Balduin verloren. Conrad der Rote von Schöneck war an der Eltzer Fehde (1331-1336) als Feind Balduins beteiligt und unterlag. Diese von Schöneck erloschen 1508 im Mannesstamm. Auch sie wurden von Kurtrier beerbt. In Münstermaifeld werden Schönecker im Zusammenhang mit der "Burg" und dem Rother Hof genannt. Es ist aber unklar, welche Schönecker gemeint sind und was sie mit der Burg und dem Hof verband. Auch im 2 km von Münstermaifeld entfernten Sevenich sind Schönecker als Grundherren nachweisbar.
Büchel
Über das Leben des Johann Büchel V. (1754-1842) siehe Büchel-Haus. Er soll hier mit seinem Werk als Chronist vorgestellt werden. Er bekleidete die verschiedensten städtischen Ämter. So war er war bestens informiert und hatte Zugriff auf heute nicht mehr vorhandene Quellen, die bis ins 16. Jh. zurückreichen. In seiner Lebensbeschreibung, die er 1828 begonnen hatte, nennt er 58 Titel seiner Handschriften. Darunter sind die für die Erforschung der Geschichte Münstermaifelds und des Maifeldes unverzichtbaren 12 Chronik- Bände. Sie wurden zwischen 1811 und 1828 geschrieben.
Kanoniker
Das Leitungsgremium des Stiftes war das Kapitel, die Versammlung der Kanoniker. Zahlreiche Bedingungen mussten erfüllt sein, um Vollmitglied zu werden. Die Priesterweihe gehörte nicht zu den Voraussetzungen. Die Amtsstellung des Kanonikers wurde Präbende oder Pfründe genannt. Die Zahl der resiedierenden Kanoniker schwankte zwischen 12 und 16. Nur die Mitglieder des Kapitels konnten Träger besonderer Würde und Verantwortung, wie Dekan, werden. Empfehlungen zur Aufnahme als Kanoniker in das Kapitel kamen vom Erzbischof, Papst oder auch vom König.
Propst
Der Propst vertrat das Stift nach außen. Er hatte die Rechte, Güter und Einkünfte des Stiftes zu verteidigen und das Sendgericht zu leiten. Dem Kapitel stand der Propst mit eigenen Rechten, Pflichten und Einkünften gegenüber. Er sollte vom Kapitel gewählt und vom Erzbischof bestätigt werden. Entscheidend war oft die päpstliche Empfehlung zur Verleihung der Pfründe. Nach 1515 wurde das Amt des Propstes ein weitere Würde und Einnahmequelle des Erzbischofs von Trier.
Karl Kasper von der Leyen
Erzbischof von Trier 1652-1676. Seine wichtigste Aufgabe war es das Kurfürstentum nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufzubauen. Er untersagte weitere Hexenverfolgungen im Erzbistum Trier. Für Münstermaifeld und die 26 bekannten Opfer des Hexenwahns kam diese Anordnung zu spät.
Kellner
Er war für die Verwaltung der Geld- und Naturalabgaben an den Landesherrn zuständig.