20. Port-Haus
Erbaut 13.-15. Jh.
Ein gotisches Wohnhaus auf
romanischen Gewölben. 1872
gründete Johann Port hier die
"Anstalt für kirchliche Kunst".
Das Haus gehört mit seiner ursprünglichen Anlage zum ältesten Baubestand der Stadt. Es ist ein gotisches Haus aus der Zeit des 13.-15. Jh. Die Anbauten um den Handwerkerhof sind aus dem 19. Jh. Seit Mitte des 19. Jh. befindet sich das Haus im Besitz der Familie Port. Johann Port I. gründete hier 1872 seine "Anstalt für kirchliche Kunst". Über 100 Jahre wurden von der Werkstatt der Familie Port Schreiner- und Bildhauerarbeiten für Kirchen ausgeführt. Altäre, Tabernakel, Kanzeln, Kirchengestühl und Reliefs wurden über die Grenzen der Diözese Trier hinaus bei den Meistern Port bestellt. Auch für Restaurierungsarbeiten war die Werkstatt überregional nachgefragt.
Das Port-Haus mit dem Hof am Ende der Sackgasse lehnte sich mit der Rückseite fast an die Stadtmauer an.
Es ist vielleicht das älteste Haus der Stadt. Als Büchel 1816 das Haus beschrieb, wurde es noch nach dem Kanoniker und Scholaster Johann Georg Helling das "Hellingsche-Haus" genannt. Büchel beschreibt es als auffälliges Steinhaus, im Unterschied zu den Holz-Lehm-Fachwerkhäusern.
Der Schriftsteller Helmut Domke geriet 1950 beim Anblick des Hofensembles ins Schwärmen. "Einer der Höfe, in dem jetzt seit Generationen eine Familie von Bildschnitzern lebt, die ihre Kunst der Gesundung beschädigter Heiligenfiguren aus den Kirchen des Landes zugutekommen lässt, liegt mit seinem bezaubernden Innenhof ganz offen gegen Süden und zugleich so geborgen im Schoß der Stadt, dass man sich in das Mittelmeer versetzt fühlt.
Die Sonne durchwärmt jeden Winkel, sie brennt auf den Treppen … und sie zaubert aus den vielzähligen Oleanderbüschen, die in Kübeln den Innenhof umranden, ein leuchtendes rosa, weiß und tiefrot. Sie zaubert sogar den hauchfeinen Duft der Oleanderblüte."
Grundriss und Mauerung der Fundamente von Haus Nr. 3 weisen Merkmale eines romanischen Baues auf. Der Aufriss entspricht dagegen dem gotischen Bautyp.
Es ist somit zu vermuten, dass das gotische Haus mit seinen Bauanfängen noch einer romanischen Bauphase entstammt.
Das Haus Nr. 4 ist ein etwas jüngerer Anbau.
Seit dem 14. Jh. hieß das kleine Gässchen "Die Sackgasse" und zählte zu den vier Notstraßen der Stadt. Die erste schriftliche Erwähnung über die Bebauung ist aus dem 14. Jh. (1358). 1534 gehörte das Haus einem Schultheiß Harteraid, der seit 1519 als Bürger und Schöffe nachzuweisen ist. Von 1775 bis zu seinem Tod 1792 ist der Kanoniker und Scholaster Johann Georg Helling Eigentümer des Hauses.
Johann Port I., der seit 1847 gemeinsam mit seinem Schwiegervater, dem Zimmermann Bohn, in diesem Haus arbeitete, nannte seine Werkstatt seit 1872 "Anstalt für kirchliche Kunst". Als Johann Port am 30.01.1881 starb, war der gute Ruf seiner Werkstatt über die Grenzen der engeren Heimat bekannt. Seine vier Söhne Johann, Georg, Carl und Philipp setzten die Arbeit des Vaters in Münstermaifeld und Augsburg fort. 1888 stieg die Zahl der Beschäftigten auf 20.
Im Bestellbuch 1891-1910 sind über 50 Kirchengemeinden der Trierer Diözese verzeichnet, die Altäre, Tabernakel, Kanzeln, Kirchengestühl und Reliefs bestellten. Für Privatpersonen stellte die Werkstatt feinste Stilmöbel her. Als Beispiel für die großen Altarbauten ist der barock anmutende, 1908 gefertigte, Hochaltar der St. Laurentius Kirche Kirche in Leutesdorf/Rh. abgebildet.
Dabei arbeiteten Augsburg und Münstermaifeld eng zusammen. Auch in der dritten Generation wurde die Werkstatt von den Vettern Johann III., er war Kunstschreiner und Karl Port als Bildhauer mit Erfolg fortgeführt. Johann beendete seine Tätigkeit 1951, sein Vetter Karl war im 2. Weltkrieg in der gesamten Rheinprovinz mit der Sicherung von Kunstwerken beauftragt.
Der Bildhauer Karl Port restaurierte auch nach dem Krieg zusammen mit seiner Tochter Elisabeth noch viele Kunstwerke. Er starb 1969, sieben Jahre nach seinem Vetter Johann.
Es gab in der Stadt noch einen zweiten Betrieb, der überregional in erster Linie für kirchliche Auftraggeber arbeitete, die "Rheinische Turmuhren Fabrik" des Heinrich Zilliken.
Glossar
Büchel
Über das Leben des Johann Büchel V. (1754-1842) siehe Büchel-Haus. Er soll hier mit seinem Werk als Chronist vorgestellt werden. Er bekleidete die verschiedensten städtischen Ämter. Er war demnach bestens informiert und hatte Zugriff auf heute nicht mehr vorhandene Quellen, die bis ins 16. Jh. zurückreichen. In seiner Lebensbeschreibung, die er 1828 begonnen hatte, nennt er 58 Titel seiner Handschriften. Darunter sind die für die Erforschung der Geschichte Münstermaifelds und des Maifeldes unverzichtbaren 12 Chronik Bände. Sie wurden zwischen 1811 und 1828 geschrieben.
Kanoniker
Das Leitungsgremium des Stiftes war das Kapitel, die Versammlung der Kanoniker. Zahlreiche Bedingungen mussten erfüllt sein, um Vollmitglied zu werden. Nicht dazu gehörte die Priesterweihe. Seit 1593 wurden aber nur Diakone zum Kapitel zugelassen. Die Amtsstellung des Kanonikers wurde Präbende oder Pfründe genannt. Die Zahl der Kanoniker schwankte zwischen 10 und 19. Nur die Mitglieder des Kapitels konnten Träger besonderer Würde und Verantwortung, wie Dekan, werden. Empfehlungen zur Aufnahme als Kanoniker kamen vom Erzbischof, Papst oder auch König.
Scholaster
Der Scholaster ist der Leiter einer Stiftsschule. Er gehört zu den Dignitäten, d. h. den herausragenden Ämtern und Würden eines Stifts. Ein Scholaster wird für das Stift 1103 zum ersten Mal erwähnt. Er vertrat bei dessen Abwesenheit den Dekan. Seiner Aufsicht unterstanden die Schulmeister und die Schüler.
Schultheiß
Der Schultheiß vertrat die Interessen des Landesherrn vor Ort, so auch in der Stadt Münstermaifeld. Er sorgte dafür, dass die landesherrlichen Befehle umgesetzt wurden. Zu seinen Aufgaben gehörte die Leitung des Schöffenkollegiums der Stadt.