16. Alte Kellerei

Vermutlich erbaut im 15. Jh.

Im Giebel Wappen des Jakob I.
von Sierck (1439-1456).
Hier war der Sitz der Finanz-
verwaltung der Erzbischöfe

 

An der Stelle des Hauses mit dem Wappen des Erzbischofs Jakob I. von Sierck (1439-1456) befand sich über die folgenden drei Häuser hinweg bis in das 17. Jh. die "Alte Kellerei". Das Wappen vereinigt das Trierer Kreuz mit den Jakobsmuscheln im Wappen des Hauses Sierck. In der Kellerei wurden die Einnahmen aus den erzbischöflichen Gütern und Rechten gesammelt und verwaltet. Das Anwesen blieb bis 1654 im Eigentum des Landesherrn. Nach dem Verkauf und mehrmaliger Zerstörung entstanden nach 1691 die heutigen Gebäude.


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Das Gebäude, vor dem wir stehen, wurde nach den Brandschatzungen der Stadt durch die Soldaten Ludwig XIV. 1689 und 1691 gebaut. Es steht auf den Fundamenten der Alten Kellerei, die sich längs der Obertorstraße noch über die nächsten 3 Häuser erstreckte.

Haus Obertorstraße 11
Alte Kellerei, heute Obertorstraße 11


Das Wappen im Giebel zeigt zweimal das Trierer Kreuz und zweimal je drei Jakobsmuscheln aus dem Wappen der Herren von Sierck. Deren Stammsitz war die Burg Sierck in Lothringen.

Giebelwappen des Erzbischofs Jakob I. von Sierck
Giebelwappen des Erzbischofs Jakob I. von Sierck (1439-1456)


Als am 18. Oktober 1794 die französischen Revolutionstruppen in Münstermaifeld einrückten, hatte der damalige Eigentümer des Eckhauses, der Bäcker Johann Adams, das herrschaftliche Wappen zuschmieren lassen, so dass es der Zerstörung der Symbole der alten Herrschaft entging. Jakob I. von Sierck, der die Kellerei wiederaufbauen ließ, wurde erst im zweiten Anlauf zum Erzbischof bestellt. Bei der ersten Wahl 1430 erhielt er die Mehrheit der Stimmen des Domkapitels, doch der unterlegene Gegenkandidat Ulrich von Manderscheid wollte die Wahl nicht anerkennen.

Daraufhin ernannte Papst Martin V. (1417-1431) den Speyrer Bischof Rhaban von Helmstätt zum Erzbischof von Trier (1430-1439). Jakob von Sierck verzichtete gegen eine jährliche Rente von 2000 Gulden. Sein Gegenkandidat versuchte mit Waffengewalt seine Berufung durchzusetzen und gab erst 1436, kurz vor seinem Tod, auf.

Diese Auseinandersetzung brachte das Erzbistum an den Rand des Ruins. Der Wiederaufbau der zerstörten Kellerei war deshalb ein dringendes Anliegen des Erzbischofs. Jakob I. von Sierck hatte es in seiner Amtszeit, die ganz vom Konzil von Basel (1431-1459) begleitet wurde, mit vier Päpsten und einem Gegenpapst zu tun. Wichtig für Münstermaifeld wurde Papst Eugen IV.1431 – 1447),

Cristofano di Papi, 1568
Portrait Papst Eugen IV. (1431-1447). Uffizien Florenz, 1568


der nicht nur Jakob I. als Erzbischof bestätigte, sondern auch 1435 die Übernahme der Propstei durch Nikolaus von Kues unterstützte. 

Der Erzbischof

Grabplatte Jakobs I. von Sierck, Foto: Rudolf Schneider. Museum am Dom Trier
Grabplatte Jakobs I. von Sierck, Museum am Dom, Trier


und Nikolaus von Kues 

Grab des Nikolaus von Kues in der Kirche San Pietro in Vincoli, Rom
Grabmal des Nikolaus von Kues in der Kirche San Pietro in Vincoli, Rom



bestätigten 1449 die Statuten von 1427 für das Stift in Münstermaifeld. Diese Statuten bekräftigten noch einmal die Notwendigkeit strenger Disziplin. Auf Nikolaus von Kues war 1445 als Propst der Bruder des Erzbischofs, Philipp von Sierck, gefolgt. So blieb der Erzbischof weiterhin eng mit dem Stift verbunden. Vorletzter Propst von 1471 bis 1477 bzw. 1484 war ein Mann mit großem Namen. Giuliano della Rovere. Er regierte als Papst Julius II. von 1503 bis 1513. Sein Onkel Sixtus IV. (1471-1484) hatte ihn am 28.08. 1471 zum Nachfolger des gerade verstorbenen Propstes Heinrich Dalmann bestimmt. Damit begann Sixtus IV., nur 3 Wochen nach seiner Wahl zum Papst, eine erfolgreiche Versorgungspolitik für seine Familie. Am 18.09. 1471 beförderte er seinen Neffen zum Kardinalpriester mit der Titelkirche San Pietro in Vincoli, eine Würde, die der Neffe von ihm übernahm. Er selbst war Nikolaus von Kues gefolgt, der diesen Titel von 1448 bis zu seinem Tod 1464 führte. In der Kirche befinden sich das Grabmal des Papstes Julius II., geschaffen  von Michelangelo und der Epitaph des Nikolaus von Kues. So wird in Rom an zwei Männer erinnert, die in die Geschichtsbücher eingingen und den Titel eines Propstes des Stiftes in Münstermaifeld trugen.

Papsst Julius II. (1503-1513), gemalt von Raffael (1511/12)
Papst Julius II. (1503-1513), Raffael (1511/12), National Gallery, London



Grabmal des Julius II in San Pietro in Vincoli von Michelangelo Buonarotti
Grabmal Julius II. in San Pietro in Vincoli von Michelangelo Buonarotti



Während wir von Nikolaus von Kues, der in seinem Leben wohl 30 verschiedene Pfründe innehatte, wissen, dass er sich mehrfach in Münstermaifeld aufhielt, hat der spätere Papst Münstermaifeld sicher nie gesehen. In der Zeit seiner Verfügung über den Titel und die Pfründe eines Propstes amtierte er als Bischof von 10 verschiedenen Bistümern in Italien. Die einträgliche Pfründe Propstei ging 1515  mit Richard von Greiffenklau  in Personalunion an die Erzbischöfe von Trier.

 

Glossar

Papst Eugen IV.

Er regierte 1431-1447. Seine ganze Regierungszeit war von dem Kampf um die Autorität des Papstes bestimmt. Am Ende konnte er die Unabhängigkeit päpstlicher Entscheidungen von Beschlüssen der Konzilien durchsetzen. Der Erzbischof Jakob I. von Sierck und auch Nikolaus von Kues, der Propst des Stiftes in Münstermaifeld, hatten in diesem Konflikt die Seiten gewechselt und unterstützten den Papst.

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Nikolaus von Kues

Nikolaus von Kues, latinisiert Nicolaus Cusanus, geboren 1401 in Kues, gestorben 1464 in Todi, Umbrien, war schon zu Lebzeiten berühmt für seine allseitige und umfassende Bildung. In der Kirchenpolitik spielte Nikolaus eine bedeutende Rolle, insbesondere in den Auseinandersetzungen um die Kirchenreform. Auf dem Konzil von Basel stand er anfangs auf der Seite der Mehrheit der Konzilsteilnehmer, die eine Beschränkung der Befugnisse des Papstes forderte. Später wechselte er aber in das siegreiche päpstliche Lager. Er setzte sich tatkräftig für die päpstlichen Interessen ein, zeigte diplomatisches Geschick und machte eine glanzvolle Karriere als Kardinal, päpstlicher Legat, Fürstbischof von Brixen und Generalvikar im Kirchenstaat. Vor diesem Hintergrund sind seine zwei Amtszeiten als Propst in Münstermaifeld, mit seltenen Präsenzen, ein Schmuck für das Stift, eher eine Episode für ihn. Vor Nikolaus hatten im 14. Jh. hatten schon 3 Kardinäle des Propstamt als Versorgungsstelle nutzen können. Es waren dies Pastor de Serrats (1351-1355), Stefano Palosio (1392) und Petrus Corsinus (1379-1382). Alle drei standen im Dienst des Heiligen Stuhls in Avignon und bewährten sich, wie auch Nikolaus von Kues, in diplomatischen Missionen.  

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Richard von Greiffenklau

Erzbischof und Kurfürst von Trier 1511-1531. Ihm wurde 1515 vom Papst die Propstei übertragen. Seitdem ist der Erzbischof in Personalunion auch Propst des Stiftes. Seine Regierungszeit war von der Auseinandersetzung mit Luther und der sich abzeichnenden Glaubensspaltung bestimmt. 

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Konzil von Basel

Das Konzil von Basel (1431-1449) sollte sich um eine Reform der Kirche bemühen, den Kampf gegen die Ketzer vorantreiben und das Verhältnis zur Kirche von Byzanz klären. Die Konflikte zwischen dem Papst und den Konzilsvätern im Jahre 1437 führten zu der Trennung der Tagungsorte Basel und Ferrara/Florenz.

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Papst Martin V.

Auf dem Konzil von Konstanz (1414-1418) wurde Oddo di Colonna als Martin V. zum Papst (1417-1431) gewählt. Mi ihm endete das abendländische Schisma. Das Konzil hatte vorher die miteinander konkurrierenden Päpste Johannes XXIII. In Pisa, Gregor XII. in Genua und Benedikt XIII. in Avignon abgesetzt.

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Rovere della, Giuliano

Als Papst Julius II. regierte er 1503-1513. Er begründete im Jahre 1506 die päpstliche Leibwache, die Schweizergarde. Am 18. April 1506 begann er den Bau des Petersdoms, mit der Absicht die größte und prächtigste Kirche des Erdkreises zu erbauen. Martin Luthern nannte ihn wegen der vielen Kriege, die er führte, einen “Blutsäufer“.

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Propst

Der Propst vertrat das Stift nach außen. Er sollte die Rechte, Güter und Einkünfte des Stiftes verteidigen und das Sendgericht leiten. Dem Kapitel stand der Propst mit eigenen Rechten, Pflichten und Einkünften gegenüber. Bis 1515 wurde er vom Kapitel gewählt und vom Erzbischof bestätigt. Entscheidend für die Besetzung des Amtes waren oft die päpstlichen Empfehlungen. Nach 1515 war das Amt des Propstes eine weitere Würde und Einnahmequelle des Erzbischofs von Trier. 

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