7. Canaris-Haus

Erbaut 1766

Admiral Canaris, am 09.04.45
hingerichtet, ist ein direkter
Nachkomme des Peter Franz
Canaris, Erbauer des Hauses.

 

Peter Franz Canaris, städtischer und kurfürstlicher Würdenträger, ließ das Haus 1766 errichten. Seine Familie kam im 17. Jh. vom Comer See an die Mosel. Peter Franz Canaris brachte es zum Bürgermeister der Stadt und Kammerrat des Erzbischofs. Er starb 1792 als wohlhabender Mann. Sein Ur-Urenkel, der Admiral Wilhelm Canaris, wurde am 09.04.1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet. Er hatte sich als Chef der Abwehr, des militärischen Geheimdienstes, am Widerstand gegen Hitler beteiligt.


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Bauherr des im Stil des Klassizismus errichteten Hauses

Wohnhaus Herrenstraße 18
Canaris-Haus 


war der am 30. Januar 1724 in Bernkastel geborene Franz Peter Canaris. Die Familie Canaris war Ende des 17. Jh. aus dem kleinen Ort Sala Comacina am Comer See an die Mosel gekommen. Wir finden sie in Schweich, Cochem und Bernkastel. In ihrer Heimat am Comer See lebten sie vom Handel mit Leinen.
Nach Studien in Heidelberg kam Franz Peter Canaris 1759 als Stadt-und Gerichtsschreiber nach Münstermaifeld. Von 1762-1782 versah er auch das Amt eines Gerichtsschöffen. 1761 und 1776/77 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Seit 1767 trug er den Titel eines kurfürstlichen Kammerrates. Die Canaris gehörten zu den zahlreichen "welschen" Zuwanderern, die sich im Kurfürstentum Trier nach dem Dreißigjährigen Krieg niederließen. Sie machten wie Franz Peter Canaris zahlreich im Dienst des Kurfürsten Karriere. Wir finden in den Hof- Staats und Standskalendern 50 Namen, die auf italienische Wurzeln verweisen.

Hof-Staats-und Standskalender 1770
"Hof-Staats-und Standskalender" des Erzbistums und Kurfürstentums Trier,1770

 

Hof-Staats-und Standskalender 1770
"Hof-Staats-und Standskalender"  des Erzbistums und Kurfürstentums Trier, 1770


Bis zu seinem Tod am 17. März 1792 brachte er es zu beträchtlichem Wohlstand. Die Karriere des Franz Peter Canaris in der Verwaltung der Stadt und in der kurfürstlichen Hofkammer belegt die enge Beziehung von Stadt und Kurfürst. Der Erzbischof war der Landesherr, der die Stadt als Oberamt in die Verwaltung des Landes einbezogen hatte.
Ein Amtmann aus dem regionalen Adel, der oft nicht in der Stadt residierte, überwachte den weiten Amtsbereich. In der Stadt selbst sorgten der Schultheiß und der Kellner für die Wahrung der Interessen des Landesherrn. Als Erzbischof war der Landesherr zugleich der geistliche Oberhirte und seit 1515 Propst des Stiftes.
Seit dem 13. Jh. hatte sich daneben die städtische Selbstverwaltung entwickelt, die aber immer an die Vorgaben der Landesherrschaft gebunden blieb. 

Wie die Karriere des Franz Peter Canaris zeigt, war es nicht mehr nur die Herkunft oder der Landbesitz, die Einfluss verschafften. Im Umfeld des erzbischöflichen Hofes waren studierte Leute gefragt. Der einzige Nachkomme des Franz Peter Canaris, Franz Josef Ignaz, konnte den Status seines Vaters nicht halten. Er hatte geschäftlich keinen Erfolg und musste 1820 das Canaris Haus verkaufen. Er starb 1828 mit 37 Jahren und hinterließ 5 Söhne und eine Tochter. Der jüngste Sohn Johann Josef, 1817 geboren, wurde in Dortmund Bergwerksdirigent. Er starb 1894 in Dortmund  Er ist der Großvater des Admirals Wilhelm Canaris,

Wilhelm Canaris, 1940
Wilhelm Canaris, 1940

 

Wilhelm Canaris, 1939
Wilhelm Canaris, ganz links, 1939


der nach einem gefährlichen Doppelspiel als Chef der Abwehr, des militärischen Geheimdienstes der Wehrmacht, und Unterstützer des Widerstandes gegen Hitler und das Regime nach dem 20. Juli verhaftet wurde. Bis kurz vor Kriegsende ließ die Führung des Dritten Reiches ihn am Leben. Am 9. April 1945 wurde er, nach einem Standgerichtsverfahren, im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet.
Auf dem Foto, oben, sehen wir ihn, ganz links,  beim Empfang zum 50. Geburtstag Hitlers im Kreis der Machtträger des Reiches. Wenige Monate später löste Hitler den 2. Weltkrieg aus.
Wilhelm Canaris hielt sich öfter in Münstermaifeld auf, wenn er seine Verwandten in Bernkastel besuchte.

Glossar

Hofkammer

Die Hofkammer verwaltete die Einkünfte des Landesherrn, des Erzbischofs von Trier.

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Kellner

Er war für die Verwaltung der Geld- und Naturalabgaben an den Landesherrn zuständig. 

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Propst

Der Propst vertrat das Stift nach außen. Er sollte die Rechte, Güter und Einkünfte des Stiftes verteidigen und das Sendgericht leiten. Dem Kapitel stand der Propst mit eigenen Rechten, Pflichten und Einkünften gegenüber. Bis 1515 wurde er vom Kapitel gewählt und vom Erzbischof bestätigt. Entscheidend für die Besetzung dieses Amtes waren oft die päpstlichen Empfehlungen. Nach 1515 war das Amt des Propstes ein weiterer Titel und eine Einnahmequelle des Erzbischofs.   

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Schultheiß

Der Schultheiß vertrat die Interessen des Landesherrn in Münstermaifeld. Er sorgte dafür, dass die landesherrlichen Befehle umgesetzt wurden. Er leitete das Kollegium der Schöffen der Stadt.

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